Peter Bachmann

Peter Bachmann - Betroffenheit - Gefühlt - Geformt
Peter Bachmann - Betroffenheit - Gefühlt - Geformt

Informationen zur Person Peter Bachmann

*1959: Lehre als Hochbauzeichner und grafischer Gestalter
Abschlüsse in Physiotherapie und Osteopathie, eigene Praxis in Winterthur
Seit 2012 eigenes Bildhaueratelier. Seit 2013 diverse Ausstellungen
2017 Abschluss WBK Steinbildhauen und dreidimensionales Gestalten, Scuola die Scultura di Peccia.
Lebensinhalt: Dreidimensionales Gestalten und Osteopathie

Mehr: https://bildhauer-bachmann.ch/

Vor dem Haupteingang des Schlosses steht die mächtige Figurengruppe Betroffenheit – Gefühlt – Geformt von Peter Bachmann (*1959). Äusserer Anlass ist die Zeit, als viele Bilder von Flüchtlingsströmen in den Medien zu sehen waren. „Die Verunsicherung ist in den kleinen, sicheren Garten der europäischen Idylle eingedrungen“, sagt der Philosoph Francis Cheneval. „Ich hatte das Gefühl, dass sich etwas anbahnt, von dem niemand nicht betroffen ist. Es sah so aus, als wären Hunderttausende aus der Welt gefallen.“ Peter Bachmann: „Ich wollte die vielen Bilder von flüchtenden Menschen im Fernsehen anhalten und sie dreidimensional gestalten, damit Raum und Zeit entsteht, sich selbst zu reflektieren, das Irrationale begreifbar zu machen, die kollektive Masse wieder individualisieren.“ Die farblose Figurengruppe aus Zement erfährt in der künstlerischen Gestaltung eine abstrahierende Reduktion und wird zum allgemein gültigen Sinnbild, zum zeitgemässen Ecce homo.


Peter Bachmann zu seiner Skulptur "Flüchtlinge" im Schlosspark Himmelrych

Im Jahr 2015 waren eine Million Flüchtlinge nach Europa unterwegs. Der Ansturm stellte viele Länder vor eine harte Bewährungsprobe.

Es war die Zeit, als viele Bilder von Flüchtlingsströmen der Balkanroute im Fernsehen und den Zeitungen zu sehen waren. Dieses Eindringen von Menschenmassen in unseren Kulturkreis, die Nachbarstaaten, die Schweiz, in unsere sichere und reiche Welt hat mich sehr irritiert und verunsichert. Es hatte etwas Irrationales, wie sich die Menschen auf Autobahnen vorwärtsbewegten und sich in Bahnhöfen und Auffanglagern sammelten. Die Welt und deren Probleme finden nicht mehr draussen statt, zeitverzögert und mit sicherem Abstand zu uns. „Die Verunsicherung ist in den kleinen, sicheren Garten der europäischen Idylle eingedrungen“, sagte Francis Cheneval. Ich hatte das Gefühl, dass sich etwas anbahnt, von dem niemand nicht betroffen ist. Es sah so aus, als wären Hunderttausende aus der Welt gefallen.

Als Zeitzeuge einer der grössten humanitären Katastrophen möchte ich auch meiner Empörung Ausdruck verleihen. Ich möchte verstehen, das Thema einkreisen, damit ich mir am Schluss klare Gedanken darüber machen kann.

Immer wieder sehe ich in mir Bilder einer unendlichen Kolonne flüchtender Menschen. Die grosse Masse an Schicksalen, das Eindringen in meinen Kulturkreis, das Eindringen der Wirklichkeit, das unaufhaltsame Vorwärtsbewegen. Die Individuen verschwinden fast in der Masse. Sie haben keine Wahl. Von etwas weg, zu etwas hin. Mein Wunsch wächst nach einem Raum zum Nachdenken, in dem diese Aspekte präsent sind.

Ich wollte die vielen Bilder von flüchtenden Menschen, die man immer nur 2–5 Sekunden im Fernsehen sah, anhalten und sie dreidimensional gestalten, damit Raum und Zeit entsteht, sich selber zu reflektieren, das Irrationale „begreifbar“ zu machen. Die kollektive Masse wieder individualisieren.


Peter Bachmann hat sein Atelier in Rekingen und kann auf ein langes, vielseitiges künstlerisches Schaffen zurückblicken. Mehr auf https://bildhauer-bachmann.ch/